Das Knie oder die Hüfte schmerzt, der seitliche Oberschenkel brennt, das Bein lässt sich nur noch eingeschränkt bewegen. In meiner Praxis schildern Patienten häufig diese Symptome, besonders sportlich aktive Personen oder Menschen, die in ihrem Beruf viel gehen und stehen müssen. Diese Patienten sind ratlos, weil es trotz Hüft- und Knieschmerzen oft keine eindeutige schulmedizinische Diagnose gibt.
Das Tractus iliotibialis Syndrom
Häufig liegt hinter dieser Symptomatik ein fasziales Problem, das Tractus iliotibialis Syndrom, auch als „Läuferknie“ bekannt.
Der Tractus iliotibialis ist eine breitflächige Faszie, die auch als Sehnenfaserstrang bezeichnet wird. Er entlastet Muskulatur und Knochen, reguliert die Statik von Hüfte und Knie und ist somit sehr wichtig für das Gehen, Stehen und Laufen. Der Tractus iliotibialis setzt sich aus den Faszien verschiedener Muskeln zusammen und zieht von der Hüfte über die Außenseite des Oberschenkels abwärts bis zum oberen seitlichen Schienbeinkopf. Er bildet so eine Verstärkung der Oberschenkelfaszie (Fascia lata). Da der Oberschenkelknochen nach außen gebogen ist, ist für die Statik des Beins ein stabiler Ausgleich notwendig. Springen, Scher- und Drehbewegungen wie z.B. beim Tanzen oder Skifahren wären ohne diese besondere und sehr kräftige Zugstruktur nur schwer möglich.
Die Entstehung des Syndroms
Durch eine Fehlstellung des Beckens und/oder starke Beanspruchung im Sport oder im beruflichen Alltag kann der Tractus iliotibialis starke Beschwerden verursachen. Er verklebt oder verfilzt, meist in seinem Zentrum wie ein Gummiband, das in der Mitte verknotet wird. Dadurch wird er verkürzt und die Zugkräfte an den Enden werden zu stark. Um die Struktur zu entlasten, signalisiert der Körper Schmerz und stellt so das System ruhig.
Der Patient nimmt dies als Knieschmerzen wahr, seitlich unterhalb der Eindellung, die von Kniescheibe und Schienbeinknochen gebildet werden. Die Fixierung der Tractus-Faszie ist hier am Knochen am dichtesten und stärksten.
Die Patienten beschreiben auch, dass „etwas am äußeren seitlichen Oberschenkel scheuert“ oder weisen auf die Stellen an der seitlichen Hüfte hin wo der Tractus iliotibialis entspringt. Häufig werden diese Probleme fälschlicherweise auch als „Beschwerden im Hüftgelenk“ interpretiert.

Die Untersuchungsmethoden
Zunächst ist, sofern nicht schon geschehen, eine schulmedizinische Abklärung der Hüft- bzw. Knieschmerzen notwendig. Ein MRT kann hier schnell zur richtigen Diagnose führen.
Wenn sich kein eindeutiger Befund ergibt, liegt das möglicherweise daran, dass beim MRT Faszien nicht zu sehen sind. Ein verdickter und schmerzhafter Tractus ist mit den Händen leicht diagnostizierbar, da dieser oberhalb der seitlichen Oberschenkelmuskeln liegt. Um den Tractus besonders gut spüren zu können, muss der Patient auf der Seite liegen, das untere Bein ausstrecken und das obere Bein anwinkeln. Der Tractus fühlt sich bei einer Verklebung verhärtet und uneben an.
Die Behandlung
Den Tractus iliotibialis behandelt man mit einer speziellen Faszienmassage in der Seitlage. Die verhärtete Faszie fühlt sich an wie kleine Bläschen unter der Haut, die sich durch eine Druck- und Ausstreichmassage nach und nach auflösen. Dies ist in den meisten Fällen leicht schmerzhaft, aber der Schmerz lässt während der Behandlung nach und die Symptome an Knie und Hüfte werden sofort besser.
Während der Behandlung spreche ich mich immer wieder mit dem Patienten ab, wieviel Druck in der Massage er aushält und passe das individuell an, bis sich der Tractus zunehmend löst.
Diese Behandlung sollte man nur durchführen, wenn man hier entsprechend manuell ausgebildet ist, um das Beschwerdebild nicht durch falsche Techniken noch zu verstärken.
Spezielle Dehn- und Feder-Übungen und das Selbstbehandeln mit Triggerwerkzeugen und Faszienrollen unterstützen die Therapie.
Mit der Shifayo Faszientherapie sind die meisten dieser Patienten nach zwei bis drei Behandlungen dauerhaft beschwerdefrei.